Oshún
- Published in Orishas (Yoruba)
Oshún ist die Orisha der Flüsse. Sie kontrolliert die Dinge im Leben, die das Leben lebenswert machen, zum Beispiel: Liebe, Reichtümer und Besitz. Sie ist unsterblich verliebt in Shangó.
Was sie auszeichnet, ist der Topf mit Honig, den sie auf dem Kopf trägt. Diesen Honig verteilt sie auf den Lippen der Männer, die sie verführen möchte. Sie hat eine üppige Frauenfigur mit vollen Hüften, die auf Erotik und Fruchtbarkeit schließen lassen. Sie liebt Fächer und Spiegel sowie alle Arten von Schmuck. Sie trägt goldene Armbänder, die verführerisch klingeln, wenn sie sich bewegt.
Der Tanz von Oshún ist sehr feminin und anzüglich.
Farben: Gelb und Gold
Repräsentiert: Jungfrau von Caridad de Cobre, die Patronin von Kuba
Symbole: Pfau und Geier
Eine Pataki (Legende) von Ogún & Oshún
Ogún wurde geboren aus den Tiefen der Erde. Er war umgeben von Erzen und Mineralien, weshalb er diese auch bis heute repräsentiert. Die Verbundenheit zum unnachgiebigen Gestein machte ihn hart, misstrauisch, selbstsüchtig und autoritär.
Als sein Vater Obatalá länger verreist war und Ogún ohne Aufsicht, befriedigte er seine ungezügelten Triebe an seiner eigenen Mutter, die sich nicht gegen ihn erwehren konnte. Als sein Vater den Missbrauch entdeckte, und seiner Wut freien Lauf lies, erkannte Ogún seine Sünde, und flehte seinen Vater um Vergebung an. Obatalá stimmte Ogúns Vorschlag zu sich selbst zu verfluchen. Er musste vortan hart arbeiten zum Wohl der anderen Orishas und der Menschheit in der Stadt Ilé Ifé. Über Jahrtausende verrichtete er schwere Schmiedearbeiten, bis er sich aus Verzweiflung und Erschöpfung ins Exil in den Wald begab und sich dort vor seinem Vater versteckte.
Es dauerte nicht lange, bis seine Abwesenheit bemerkt wurde, da praktisch alles zum Erliegen gekommen war, weil es einem Schmied fehlte, die Werkzeuge für den Alltag zu schaffen. Nach und nach gingen alle Orishas mit Ausnahme von Shangó zu Ogún, um ihn zur Rückkehr zu überreden. Keiner von ihnen hatte Erfolg. Sogar Yemayá, seine Exfrau, und Orunmila versagten bei ihren Versuchen, ihn nach Ilé Ifé zu bringen, um seine Arbeit fortzusetzen. Jeder der versuchte ihn zu überzeugen wurde vom wütenden Ogún aus dem Wald gejagt. Inzwischen begannen die Orishas und die Menschheit zu hungern.
Eines Tages erschien eine junge Orisha vor dem himmlischen Hof, um zu fragen, ob sie vielleicht versuchen könnte, Ogún wieder in die Zivilisation zu bringen. Diese Orisha war Oshún, die jüngste der weiblichen Orishas. Die anderen Orishas beklagten sich darüber, dass sie viel zu jung sei und dass Ogún viel zu gefährlich sei, als dass sie gehen dürfe. Sie hatten Angst das Ogún Oshún in seiner Rage töten könnte. Aber Oshún ließ sich nicht von ihrer Aufgabe abbringe, sie deutete an, dass sie vielleicht mächtiger war, so mancher glauben könnte, und dass sie ihre eigenen Wege hatte, den widerspenstigen Orisha zurückzubringen.
Obatalá hörte aufmerksam zu, was gesagt wurde, und meinte, da es keinem der anderen Orishas gelang, Ogún in die Stadt zurückzubringen, würde es nicht schaden, wenn Oshún es versuchen würde. Mit einem wissenden Lächeln fügte er hinzu, dass Oshún vielleicht Kräfte hatte, über die die anderen nicht nachgedacht hatten. Damit wandte sich Oshún vom Hof des Himmels ab und stellte sich ihrer neuen Aufgabe.
Sie tanzte bekleidet mit nur fünf Tüchern in den Wald hinein. Als sie feststellte, dass Ogún in der Nähe war, begann sie lasziv zu tanzen, enthüllte sich langsam, neckte Ogún durch ein Versteckspiel mit ihren durchsichtigen Tüchern. Sie tat so, als ob sie Ogúns Anwesenheit nicht bemerkte. Er schlich näher um einen besseren Blick auf sie zu werfen. Als er ihr nahe genug war, nahm sie etwas Honig aus der Flasche und schmierte ihn auf Ogúns Lippen. Ogún war vom süßen Honig wie verzaubert und Oshún lockte ihn mit immer mehr Honig, Schritt für Schritt, ohne ein Wort mit ihm zu sprechen aus dem Wald heraus.
Plötzlich befand sich Ogún genau im Zentrum der Stadt, in der er von all den Orishas umgeben war, die ihn und die kleine Oshún willkommen hießen. Oshún schämte sich, weil er so leicht zu verführen gewesen war und blieb fortan in der Stadt um sein Gesicht nicht zu verlieren.
Süße ist manchmal die mächtigste Waffe von allen.